#VerliebtinAndalusien – weshalb ich mich in den Süden Spaniens verliebt habe

Abseits der Touristen-Hotspots begebe ich mich an Orte, die für einen Andalusien-Erstbesucher nicht unbedingt an erster Stelle stehen. Kommst Du mit?

Die Tropfsteinhöhlen von Nerja

Beinahe hätte ich die Cuevas de Nerja unbeachtet gelassen – dachte ich doch, in meinem Leben schon genügend Tropfsteinhöhlen gesehen zu haben. Den Ausschlag für meinen Besuch gab allerdings die Information, daß von montags bis freitags der Eintritt um 10 Uhr für EU-Bürger kostenlos sei. Man müsse lediglich die Eintrittskarte online reservieren. Wer mich als Schwäbin kennt, darf jetzt schmunzeln! 12 Euro Eintritt sparen können durchaus motivierend sein: it’s genetic – I can’t help!

Wenige Tage bevor ich aus der Gemeinde Torrox nicht mehr nach Nerja hätte fahren dürfen, betrete ich um 10 Uhr mit einem dänischen Ehepaar die Tropfsteinhöhlen von Nerja und stelle fest: Jede Schönheit, die die Natur über Jahrtausende geformt hat, ist es wert, besichtigt zu werden!

Digitale Schatzsuche oder Wandern mit Ziel

Als hilfreicher Tippgeber dient mir seit über 10 Jahren Geocaching. Wie früher bei einer Schnitzeljagd freut sich das Belohnungssystem über jeden Fund und an viele Orte hätte ich mich ohne die Suche nach den Plastikdosen nie begeben. Auf manche Privatgrundstücke oder in verlassene Gebäude hätte ich mich ohne Ermunterung der Geocache-Owner nie getraut. Viele Wanderungen sind von Einheimischen als Rundwanderwege angelegt, während derer alle 200 bis 300 Meter ein Geocache versteckt ist. So macht Wandern Spaß und es gelingt mir, aus den „Gast-Cachern“ Sabine und Manni regelrechte Geocaching-Fans zu machen. Mehr als einmal sind unsere Funde Teamarbeit und der ein oder andere Umweg (der ja bekanntlich die Ortskenntnis erhöht) wird in Kauf genommen.

Mancher Geocache in der Wüste von Tabernas wird für immer unentdeckt bleiben.
Auf der Wanderung durch den Naturpark Sierra de Almijara bei Cómpeta ist die Ausbeute im Team deutlich ergiebiger.
Mit dem Fahrrad die Geocaches der „Home zone“ durch Mangofelder und über sinnlose Zebrastreifen erkunden.

Gemeinden im Hinterland locken Camper mit Stellplätzen

Der Vorteil des Reisens abseits der Touristenmagnete löst bei mir Camperfreude aus. Viele Gemeinden bieten auf öffentlichem Gelände kostenlose Stellplätze an. El Bosque hat seinen Stellplatz mitten im Wohngebiet und wir Camper können unbeschwert die SAT-Antenne oder Trittstufe ausfahren und uns wie Einheimische fühlen. Die Versorgung mit Frischwasser und das Entsorgen von WC-Kassette und Grauwasser ist – wie auch an vielen spanischen Tankstellen – gratis.

Von El Bosque startet der Sendero Rio Majaceite zauberhafte 5 Kilometer lang nach Benamahoma über Feldwege, Felsen, entlang vieler Wasserfälle über Brücken und vorbei am Lost Place „Fábrica de la Luz“. Ohne den zugehörigen Geocache hätten wir uns als Wanderer gar nicht in das baufällige Gebäude hineinbegeben.

Das Käse-Museum in El Bosque hat geschlossen, aber zwei freundliche Spanier klären uns auf, daß der Fabrikverkauf „cinco minutos andando“ etwas außerhalb geöffnet habe. Diese spanische Zeitangabe entspricht etwa 15 deutschen Gehminuten und Sabine, Manni und ich irren durch ein „polígono industrial“ ohne Plan, nach welcher „tienda“ wir Ausschau halten müssen. Das macht nichts, unsere Nase leitet uns zum „drittbesten Käse der Welt“. Mit vier verschiedenen Käsesorten eingedeckt ist unser Abendessen in meinem Wohnmobil gesichert.

Tapas & Tempranillo (in diesem Fall Oliven, Käse, Brot und Wein) gehen als Abendessen immer!

Im geographischen Zentrum Andalusiens: Antequera und El Torcal

Während am Mittelmeer-Strand die Chiringuitos (= Strandbars) mit kostenlosen Tapas zum Getränk oder für 1€ pro Schälchen Touristen anlocken, kommen im Hinterland ungewöhnliche Tapas-Varianten auf die Tische der Einheimischen. Porra antequerana (im Bild rechts) zum Beispiel ist eine Art Gazpacho und wird unerwarteterweise mit Thunfisch und Speckwürfeln garniert serviert.

Antequera lohnt als geographischer Mittelpunkt Andalusiens nicht nur kulinarisch, auch die Alcazaba und die über 6.500 Jahre alten Dolmengräber sind sehenswert.

Die Säule mit dem Mittelpunkt Andalusiens hätte ich beinahe übersehen.

Auch kein Geheimtipp mehr (aber mit einem montags geschlossenen Besucherzentrum) ist der morgens in mystischem Nebel liegende Paraje Natural El Torcal mit seinen beiden Wanderrouten durch die bizarre Karstlandschaft (Tip: die gelbe und die grüne Wanderroute lassen sich als ACHT erwandern). Unfassbar, daß diese Landschaft früher (vor 100 Millionen Jahren) zu einem Meer gehört hat, von dem nur noch das Mittelmeer übrig geblieben ist.

Wandern in bester Gesellschaft
Laut ADAC Reiseführer sei der Zugang „barrierefrei“ – bis zum Parkplatz können wir das bestätigen, aber danach?

Western von gestern – auf den Spuren der Helden meiner Kindheit

In der Wüste von Tabernas wurden im vergangenen Jahrhundert zahlreiche Spaghetti-Western gedreht. Die Produktion vieler „Hollywood“-Filme sei in Andalusien günstiger als in den Vereinigten Staaten gewesen. In den ehemaligen Film-Kulissen kann die Wild-West-Atmosphäre inklusive Tanzshows im Saloon und Showdowns zwischen Sheriff und schießwütigen Bösewichten nacherlebt werden.

Lohnenswerte Lagune der rosafarbenen Flamingos

Mein geliehener Baedeker-Führer „Andalusien“ aus dem Jahr 2005 erweist sich trotz seines Alters als erstaunlich hilfreicher Impulsgeber. Beim Schmökern werde ich auf die Laguna de la Fuente de Piedra aufmerksam, einen der letzten großen Brutplätze für rosa Flamingos in Europa. Bereits die Anfahrt zum Besucherparkplatz raubt mir den Atem. Zwanzig Meter von der Straße entfernt posieren dutzende Flamingos in der Sonne oder stolzieren anmutig durch das seichte Wasser. Ich lege das Fernglas erst wieder ab, als meine Augen tränen und genieße einen Anblick, an dem ich mich nicht sattsehen kann.

Die weißen Dörfer geizen nicht mit ihren Reizen

Andalusien besticht durch weiße Dörfer, weil die weiße Farbe an den Häusermauern die Sonne reflektiert und im Sommer den Innenraum kühl hält. Das Erkunden einiger Orte entlang der „Ruta de los Pueblos Blancos“ schürt meine Faszination. Manche sind pragmatisch in die Felsen gebaut, andere locken mit weitläufigen Aussichten, wieder andere erinnern an Skidörfer im Sommer und ich stelle fest, daß Andalusien auch abseits des Meeres viele Reize hat.

Zahara de la Sierra besticht durch seine exponierte Lage mit fantastischen Ausblicken.
Der Friedhof in Casabermeja ist wie ein Dorf angelegt.

Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen

Andalusien zeigt sich mir in einem ungewohnt grünen und blütenverwöhnten Zustand. Zu dieser Jahreszeit sind sonst viele Touristen wegen der Magnolien- oder Mandelblüte unterwegs. Mein Fazit: Du kennst nicht alle Varianten von GRÜN, solange Du nicht einen Winter lang durch Andalusien gereist bist!

Wenn am Straßenrand ein Schild auf einen „Mirador“ hinweist, sollte man spontan hinaufsteigen – es lohnt sich!
Der spektakuläre Wanderweg Caminito del Rey ist aufgrund der Corona-Inzidenzen noch gesperrt.

Mens sana in corpore sano

Den seit 28.2.1980 gefeierten „Día de Andalucía“ zu Ehren der Autonomie Andalusiens verbringen Sabine, Manni und ich im Suryalila Yoga Retreat Centre (unbezahlte Werbung). Hier entsteht zwischen den weißen Dörfern Prado del Rey und Villamartín neben einer umgebauten Ölmühle mit Permakultur-Landwirtschaft ein privater Wohnmobil-Stellplatz. Auf der mit Schlaglöchern übersähten holprigen Zufahrtstraße tragen wir mit unseren schaukelnden Wohnmobilen zur Erheiterung der Anrainer und zum Kopfschütteln der Bauarbeiter bei. Mein Hashtag aus dem Baltikum fällt mir wieder ein: #BremsenbeiStandgas!

Uns erwartet ein weitläufiges Gelände mit Ruhezonen, Hängematten, ein Salzwasserpool, Glamping-Zelte, Duschen in allen Facetten (auch unter freiem Himmel), eine Sauna, Yoga-Klassen, Co-Working-Räume, WiFi, Essen aus der vegetarischen Gourmet-Küche, Hunde, Katzen, Pferde (in der Nähe soll es auch Lamas geben) und eine traumhafte Aussicht.

Wer sich ohne Maske auf dem Privat-Gelände bewegen möchte, ist entweder negativ getestet worden, von Corona genesen oder dagegen geimpft (letzteres kam bisher selten vor) – insgesamt fühlt sich diese Auszeit „wie früher“ an und erinnert uns daran, wie unser Leben wieder sein sollte.

Ich beende die Schwärmerei für meine „Zweite-Reihe“-Favoriten. Wenn Du Dich für Eindrücke aus Málaga, Ronda oder Sevilla interessierst, teile ich meine Begeisterung auf Facebook oder Instagram unter @mutbegleiter. Wenn Du bereits in Andalusien gewesen bist, wirst Du mir zustimmen: Andalusische Städte üben seit Jahrhunderten eine Faszination auf ihre Gäste aus, nur sind sie selten so leer und friedvoll, wie ich sie erleben und fotografieren durfte.

Und? Bist Du nun auch #VerliebtinAndalusien?

Vielen Dank fürs Begleiten, ich freue mich über Deine Kommentare und Tipps, welche ich in Andalusien aus Deiner Sicht beherzigen sollte.

12 Kommentare

  1. Moin Uli,
    wieder ein super Bericht. Ich konnte Dich quasi auf jedem Schritt begleiten.
    Und in der Tat musste ich wirklich schmunzeln, als Du geschrieben hast, dass Du die Tropfsteinhöhle nur wegen „verumme“ besucht hast.
    Ich wünsch Dir weiterhin alles Gute und freu mich auf weitere schöne Momente mit Dir.

    LG Ati

    1. Liebe Ati,
      ja klar, dafür kennst Du mich gut genug.
      Zu meiner Ehrenrettung kann ich beitragen, daß der Tipp für den kostenlosen Eintritt von einem hessischen Ehepaar kam…
      Schöne Grüße nach Bad Vilbel und bis bald
      Uli

  2. Liebe Uli,
    wow, mal wieder ein sensationeller Reisebericht. Man möchte sich am liebsten ins Auto setzen und die Tour nachverfolgen…
    Gerne noch mehr.
    Liebe Grüße
    Stefan

    1. Lieber Stefan,
      das wäre schön, wenn Ihr Euch einfach ins Auto setzen und gemeinsam mit mir reisen könntet. Es gibt so viel zu entdecken.
      Liebe Grüße und bis demnächst
      Uli

  3. Liebe Uli,

    vielen Dank für diesen wunderbaren Reisebericht. Du hast es mal wieder geschafft, dass ich für einige Minuten in eine andere Welt eingetaucht bin.

    Liebe Grüße
    Horst

    1. Lieber Horst,
      genau das ist mein Ziel – wenn Du schon nicht so reisen darfst, wie Du gern möchtest, dann lasse ich Dir gern an meinen Erlebnissen teilhaben. Ich hoffe, das steigert Deine Vorfreude auf das, was irgendwann wieder möglich sein wird.
      Schöne Grüße in meine Heimat
      Uli

  4. Oh wow, liebe Uli, die schönen Bilder tun gut! Deine Begeisterung ist verständlich und ich hab solches Fernweh .
    Hab weiterhin viel Spaß und bleib gesund!
    Liebe Grüße

    1. Liebe Konny,
      dann helfe ich Dir gern, Dein Fernweh weiter zu schüren. Es warten so viele Orte auf uns und es wird nicht mehr lang dauern, dann können wir sie entdecken. Ich bin gespannt, wohin es Dich als erstes ziehen wird.
      Liebe Grüße
      Uli

  5. Hallo Uli,

    tolle Bilder. Deine Begeisterung springt sofort über, und erinnert mich an die schönen Aufenthalte in Andalusien. Irgendwann ganz bestimmt wieder.

    Liebe Grüße
    Michaela

    1. Liebe Michaela,
      das freut mich, daß Du Dich an Deine eigenen Reisen in diese wunderschöne Region erinnerst. Ich bin schon am Überlegen, wie es mir gelingt, nächstes Jahr wieder in Andalusien zu überwintern. So ein Dauer-Sabbatical könnte mir gefallen 🙂 oder warte mal, das heißt dann wohl Ruhestand …
      Liebe Grüße
      Uli

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