Die Grenze zu Polen ist wieder geöffnet

Durch die unerwartete Grenzöffnung sind meine Pläne „ich fahre gemütlich die deutsche Ostseeküste Richtung Nordsee weiter“ ins Wanken gekommen. Mangels Zuversicht habe ich alle Reiseinfos übers Baltikum zu Hause gelassen. Also bin ich spontan weiter Richtung Osten nach Usedom gefahren.

Zwei Tage nach der Grenzöffnung zu Polen lande ich in Swinemünde im polnischen Teil von Usedom. Vor ein paar Jahren während meines Usedom-Urlaubs nur ein Tagesausflug suchte ich mir einen Campingplatz in Stadtnähe. Meine erste Übernachtung ohne Reservierung klappt einwandfrei. Der Parkwächter misst meine Temperatur am Ohr und schickt mich mit „fahre links, schaue Platz, wenn gut, komme bezahle“.

Camping Relax in Swinemünde – idyllisches Campen mitten in der Stadt

Eine Familie aus Hamburg hilft mir, mein WoMo so auszurichten, daß ich Satelliten-Empfang habe. Clever, ich hätte mich einfach hingestellt und erst abends bemerkt, daß mir ein paar Bäume den Empfang nehmen. Wieder einen Anfängerfehler vermieden!

Ich stehe perfekt und schlafe gut, dafür daß der Campingplatz mitten in der Stadt liegt. Wenige Meter zur Promenade und zum Strand. Auf der Promenade herrscht ein Leben, als ob es Corona nicht gäbe. Kinder haben Spaß an Springbrunnen, Menschen bevölkern die Restaurants und ich sehe kaum Masken. Ich habe aber auch gar keine Zloty und suche nach einem Geldautomaten. Zufällig komme ich an einem Geldautomat der BNP Paribas vorbei. Weshalb mich das freut? Weil ich da Zloty ohne Auslandsgebühren abheben kann. Wenn es läuft, lauft es halt.

Mit dem Fahrrad erkunde ich Swinemünde. Die Engelsburg (ja, nach dem Vorbild des Castello d’Angelo in Rom erbaut), den Hafen, und einen Supermarkt (Wasserflaschen ohne Pfand kaufen). Einen Abstecher mache ich noch nach Ahlbeck und gebe meine restlichen Pfandflaschen und – Dosen ab. It’s genetic – I can’t help!

Mittlerweile habe ich beschlossen, die polnische Ostseeküste zu erkunden und einen Abstecher nach Stettin zu machen. Meine Hamburger Nachbarin stammt von dort und rät mir zu.

Beach Life am Stettiner Hafen

Dort nutze ich zum ersten Mal die App „park4night“. Darin stellen Nutzer Übernachtungsmöglichkeiten vor, viele davon zum Freistehen. Das bedeutet kein Campingplatz oder Stellplatz. Ich entscheide mich für eine Angabe am Hafen. Die Anfahrt dorhin wäre ohne Smartphone nicht möglich gewesen. Ein Gegurke und Geschlängele über Brücken und unter Brücken durch. Kaum komme ich an, sehe ich ein deutsches Ehepaar mit WoMo aus dem Saarland. Sie kommen gerade vom Stadtbummel zurück und wollen weiter nach – Swinemünde. So tauschen wir Tipps aus und ich erkunde die Stadt zu Fuß.

Immerhin trägt der Seefahrer (noch) Maske.

Abends stelle ich fest: Alles, was in „park4night“ steht, stimmt! Die Jugend trifft sich hier, die Mädels in leichten Sommerkleidern, die Jungs in Shorts und die Motoren müssen laut aufheulen. Ich fühle mich als Statistin in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ beim Autorennen. Gegenüber meines Nachplatzes stehen die „3 Kräne“, die bei Google Maps sogar als Sehenswürdigkeit gekennzeichnet sind. Mit Blick durch mein Panoramafenster auf die illuminierten Kräne schlafe ich ein und erstaunlich gut.

3 Kräne am Stettiner Hafen

Polen gefällt mir sowieso ganz gut. Parkmöglichkeiten gibt es genug. Während Touristen in südeuropäischen Ländern in die Lokale zum Essen gelockt werden, stehen hier Menschen mit gelben Sicherheitswesten und weisen wild gestikulierend auf vorhandene Parkplätze hin. Das scheint ein Ertragsmodell mit Zukunft zu sein.

Meine Ex-Kollegin Sandra (mit der ich 2006 für 3 Monate in Indien war) lebt in Frankfurt/Oder und empfiehlt mir Misdroy und Kolberg. In Misdroy verhilft mir „park4night“ zu einem Beachcamping-Platz direkt am Meer. Da alle sanitären Anlagen vorübergehend nicht benutzbar sind (ich bin nicht sicher, ob das an Corona liegt), kostet mich der Stellplatz 40 Zloty (ca. 10 Euro). Ich lege mich an den Strand, sehe vor mir das Meer und weiß hinter mir mein WoMo sicher geparkt.

Beach Camping in Misdroy

MIttlerweile bin ich in Kolberg auf einem Campingplatz mit sanitären Anlagen (alle offen). Leider sei die Waschmaschine nicht in Betrieb – sehr schade, ich hätte gern mal gewaschen, aber lüften geht auch.

Kolberg ist etwas größer als Misdroy und ich erkunde die Stadt mit dem Fahrrad. Einfach drauf losfahren und mal sehen, wo ich rauskomme. Hier werde ich unentwegt für eine Polin gehalten. Hier mal ein Foto für 3 ältere Damen machen, dort ein Fachsimpeln mit einem Rentner an der Gemüsetheke, der hat nicht locker gelassen und mich immer wieder angequatscht, obwohl wir keine gemeinsame Sprache sprechen war es doch sehr lustig.

Baltic Camping in Kolberg

Jetzt helft mir mal: Welche Tipps habt Ihr für die polnische Ostseeküste, was sollte ich mir auf jeden Fall ansehen?

12 Kommentare

  1. This is so nice to read and get acquainted with UM. I get the experience without the travel which is nice in a way, however, when I do all I have to do is go thru this blog

    1. Hallo Frau Möhler,
      hört und liest sich alles ganz spannend an. Bitte mehr von Polen. Das soll nächstes Jahr unser Reisziel werden.

      Viel Spass weiterhin

      LG aus Bi-Bi

      1. Hallo Frau Blum-Meyer,
        ich bin überzeugt, die Ostseeküste wird Ihnen gefallen.
        Polen ist riesig, ich könnte (theoretisch) das ganze Sabbatical in diesem Land verbringen.
        LG nach BiBi von Ulrike Möhler

  2. Hallo Uli,
    Doris und ich verfolgen Deine Reise auch – von der Terrasse aus…
    Dir noch viel Spaß auf der Reise!
    LG aus dem Schwarzwald
    MiMo und Doris

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